Sonntag, 5. Oktober 2008

Diabetes


Noch ein unangenehmes Thema, dass ich gern vom Tisch hätte, und es betrifft diesmal nicht mich selbst, sondern meinen Sohn. Als er 15 Jahre alt war, stellte man bei ihm Diabetes fest. An was es lag,....sei dahingestellt. Der viele Ärger mit seinem Vater, zu dem er nicht mehr wollte, und keiner weiss bis heute, was da wirklich alles vorgefallen ist, als er bereits 8 Jahre alt war. Die ganzen folgenden 10 Jahre, die er dann hinter ihm her war, ihn regelrecht verfolgte, an seiner Schule auftauchte, stundenlang vor unserer Haustür stand, klingelte und rief, die vielen Institutionen, durch die er uns schleifte, Jugendämter, Erziehungsbratungen, Gerichte....., nur um ihn mir wegzunehmen, trugen bestimmt einiges zu seinem jetzigen Zustand bei, und damit meine ich nicht nur die Diabetes. Welche Ausmaße der psychische Schaden hat, darüber will ich gar nicht nachdenken. Leider ist er auch nicht dazu zu bewegen, sich einem Psychologen vorzustellen, und zwingen, kann ihn keiner. Er muss etwas in seinem Inneren haben, was ihm ziehmlich weh tut, und worüber er nicht sprechen kann, es auch nicht will, wo auch immer "das" herkommt....?
So schwankt nicht nur sein Zucker, um den er sich nur ungenügend bekümmert, was dazu führte, dass ich ihn schon x mal mit einer Unterzuckerung in seinem Zimmer fand, sondern auch seine Psyche. Aus Verzweiflung, und in der Hoffnung, dass ein Artzt mal endlich was tun würde, ihn zu einem Psychologen überweisen, rief ich, als er sich im angetrunkenen Zustand die Arme aufschnitt, in der Nacht gegen eins, den Notartzt. Das ist jetzt etwa gut acht Wochen her. Aber da war auch nichts zu machen. Sie nahmen ihn zwar mit, was sie nicht mal hätten tun müssen, aber wir mussten ihn dann wieder abholen, als sie ihn verartztet hatten. Keine Überweisung, keine weitere Hilfe, nix. Da er volljährig ist, und von sich aus keine Hilfe möchte, kann man nichts tun. Natürlich versuche ich immer wieder mit ihm zu reden. Aber, ab einem gewissen Punkt blockt er ab und schaltet auf Durchgang, so das alles Reden keinen Zweck mehr hat.
Man kann´s nur immer wieder versuchen, mit wenigen Worten, ganz gezielt, so viel wie möglich zu erreichen, und hoffen, dass doch irgendwann, und ich hoffe recht bald, der "Groschen" fällt, er zur Besinnung kommt, denn er ist wirklich KEIN schlechter Kerl. Und das sag´ich nicht nur als Mutter. Er ist ZU gerechtigkeitsliebend. Jede Ungerechtigkeit, speziell auch, was Tiere betrifft, geht ihm sehr nahe und er versucht etwas zu tun, ....zu helfen.
So ist es halt immer wieder erschreckend, wenn ich ihn in diesem Zustand finde, wie heute ....mit einer Unterzuckerung im Bett, zuckend, vor Schweiß triefend, und völlig weggetreten.
Ich kann nur hoffen, dass er den "Absprung" schafft, eh´es zu spät ist, und lernt mal ein bischen besser auf sich zu achten, sich selber etwas Wert zu sein, und vor allem, ....das erst mal zu erkennen.

8 Kommentare:

Bini. hat gesagt…

oh shit ... ein kampf, den du leider wohl nicht gewinnen wirst solange er es nicht zulässt, das man ihm hilft, mit der inneren verletzung leben zu lernen -soifz-

Grey Owl Calluna hat gesagt…

Ja, liebe Bini, aber ich gebe nicht auf,...solange ich kann, rede ich weiter....und hoffentlich....na ja, Du weist, was ich hoffe!
Viele liebe Grüße, und eine schöne Woche wünsche ich Dir.
Grye Owl

der Gauzibauz hat gesagt…

Liebe Rosi,

ich weiss nicht so recht ob es für deinen Sohn so gut ist wenn er bei euch daheim wohnt. Irgendwie schwebt mir was von Wohngemeinschaft mit anderen jungen Diabetikern vor.
Laut Louise L. Hay entwickelt sich Diabetes wenn das "Leben keine Süsse
mehr hat" und ich könnte mir vorstellen, dass ein psychologisch/medizinisch betreutes
Wohnen mit anderen doch mehr Spass bringen könnte als ein Zimmer bei Muttern.

Liebe Grüsse//Erika

Gabriela B. Lopes hat gesagt…

Hallo Grye Owl,
es stimmt schon, entscheiden muss sich dein Sohn, wenn sich etwas ändern soll. Vielleicht nervt es ihn auch, wenn du das Thema immer wieder ansprichst. Trotzdem denke ich, dass es richtig und wichtig ist, ihn immer wieder einfühlsam darauf anzusprechen. Als ich vor etlichen Jahren schwere Probleme hatte, hatte eine Freundin deinen Part übernommen. Nie wäre ich aus eigenem Antrieb zu einer Psychologin gegangen. Ewig hat sie auf mich eingeredet. Bis mein Zusammenbruch nicht mehr aufzuhalten war und sie mich zu einer guten Psychologin brachte. Es folgten jahrelange Therapien, ein Klinikaufenthalt und schliesslich doch so etwas wie Einsicht und Änderung. Ich weiss nicht, wie es ohne die Hartnäckigkeit meiner Freundin gekommen wäre. Vielleicht hätte ich es nie gewagt, vielleicht hätte ich nur länger gebraucht. Jedenfalls bin ich ihr auf ewig dankbar.
Der Vorschlag von Erika hört sich gut an... So ein Wohngemeinschaftsleben kann sehr spannend sein...
liebe Grüesse
Gabriela

Grey Owl Calluna hat gesagt…

Hallo, liebe Erika!
So oft habe ich ihm schon gesagt,...suche Dir doch ein paar junge Leute, die so sind wie Du. Da könnt ihr euch untereinander austauschen. Ich wäre froh, wenn er sich endlich auf eigene Beine stellen würde. Aber ER will nicht, weill es hier ja ach so bequem ist, und man ja so faul ist. An manchen Tagen ist er zu faul sich was zu Essen zu machen. Da greift er lieber zum "Nutellabrot",...als Diabetiker....oder zu Frosties,...die Extrasüßen....
Aber vielleicht hat sich das so wie so bald erledigt. Solte Jörg, wenn er nächstes Jahr ausgelernt hat, einen Job weiter weg bekommen,.....und dann weden´s die Eltern auch nicht mehr alleine mit dem Haus schaffen,...werden´s wohl verkaufen müssen,..,und Jimmy,....keine Ahnung...Da wird er sich wohl was überlegen müssen. Aber DAS habe ich ihm schon lange gesagt, dass er dann nicht dumm aus der Wäsche schaut, wenn wir nicht mehr da sind. Immer wieder versuche ich ihn genau darauf hinzuweisen,...wenn´s passt, in der Hoffnung dass er sich mal bewegt. Aber bis jetzt....?Leider.
Er ist alt genug. Zwingen kann ich ihn zu nichts. Er muß es von sich aus tun, es selber begreifen. Mehr wie quatschen kann ich nicht.
Wir werden sehen....
Liebe Grüße
Rosi

Grey Owl Calluna hat gesagt…

Liebe Gabriela!
Ja, genau das versuche ich ja, ihn immer wieder, wenn ich weiss, er hört mal zu, darauf anzusprechen. Aber dann darf ich auch nicht ewig quatschen, sonst schaltet er auch wieder auf Durchgang.
Ich habe immer den Eindruck, dass es bei Frauen auch noch etwas anderes ist, als bei Männern, die ja von Haus aus immer "umsorgt" und eher verwöhnt werde. Diesen Part hat meine Mutter übernommen.
Ich wünschte so sehr, er würde sich so einer Wohngemeinschaft anschließen.
Ich werd´s natürlich weiter versuchen....auf alle Fälle,...in der Hoffnung,...dass es doch irgenwann fruchtet.....
......und ich danke Dir, dass Du hier so offen Deine Meinung gesagt hast.
Liebe Grüße
Grye Owl

Sati hat gesagt…

In jüngster Zeit waren Mütter mit ähnlichen Projekten bei Samarpan im Satsang und jedesmal wurde klar, daß sie durch ihrem Widerstand dagegen, wie ihre vermeintlich kranken Töchter und Söhne sich verhalten, ein Teil des Problems sind.
"Du kannst dich entscheiden, ob du weiterhin ein Teil seines Problems sein willst oder ob du ihn unterstützen willst ..." sagte er einer Mutter.
Wenn du magst, kanns du unter diesem Link zwei Gesprächen zu ähnlichen Themen lauschen und mal nachfühlen, was dein Herz dazu sagt. Ich kann es nur wärmstens empfehlen.

Der LINK:
http://www.zaplive.tv/web/jetzt-tv-plus?streamId=jetzt-tv-plus%2F51ca6a08-e919-453e-8f27-0ecbe288e1b6

Unten im Bild gibt es einen Schieber, mit dem kannst du direkt zu der Stelle gehen wo es um diese Themen geht - es beginnt etwa bei 1 Stunde, 8 Minuten und ein paar Sekunden.

Es ist eine ziemlich andere Betrachtung als die übliche, die glaubt, sie könne und solle "helfen". Es geht um eine andere Art von "Hilfe" und es geht um dich selbst und deinen "Tod als Mutter" (eines problematischen "Kindes")... es kommen gleich zwei Mütter mit "problematischen Söhnen" nacheinander zu ihm. Die zweite meint, ihre Geschichte sei sogar noch ein bischen "schlimmer" ... und ihr (erwachsener) Sohn sei psychisch krank und bräuchte dringend eine Therapie ...
Vielleicht kann es dir eine ganz neue Betrachtung eröffnen.
Einen lieben Gruß,
Sati

Grey Owl Calluna hat gesagt…

Ich danke Dir ganz herzlich, liebe Sati,...ich werde es mir natürlich ansehen, und Dir dann berichten......
Liebe Grüße
Grye Owl